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Unbewusstes
Ụn|be|wuss|te(s) 〈n. 31; Psych.〉 Bereich nicht bewusster psychischer Inhalte u. Vorgänge

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Ụn|be|wuss|tes, das Unbewusste/ein Unbewusstes; des/eines Unbewussten (Psychol.):
(in der Psychoanalyse) hypothetischer Bereich nicht ↑ bewusster (1 c) psychischer Prozesse, die bes. aus Verdrängtem bestehen u. das Verhalten beeinflussen können:
Träume gehen vom Unbewussten aus;
das kollektive Unbewusste (das Unbewusste, das überindividuelle menschliche Erfahrungen enthält; nach C. G. Jung).

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Unbewusstes,
 
Psychologie: unterschiedlich definierter Begriff zur Bezeichnung der nicht bewussten Anteile des Psychischen. Zuerst wies G. W. Leibniz in den postum (1765) erschienenen »Nouveaux essais sur l'entendement humain« (deutsch »Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand«) noch vor der Einführung des Begriffs »Bewusstsein« durch C. Wolff (1719) darauf hin, »dass auch die merklichen Perzeptionen stufenweise aus solchen entstehen, welche zu schwach sind, um bemerkt zu werden«. Er nannte sie »unmerklich«. C. G. Carus (1853) führte den Begriff des »Un-Bewusstseins« in die Psychologie ein. Seit S. Freud gilt U. als Schlüsselbegriff der Tiefenpsychologie. Eine Einigung, wie das U. zu definieren sei, konnte nicht erzielt werden. Gegenwärtig werden zehn Bereiche des U. unterschieden (H. Benesch): 1) Das Vorbewusste ist ein Vorläufer des Bewusst-Psychischen u. a. beim Säugling; Freud nennt es bewusstseinsfähig, aber momentan noch nicht zur bewussten Verarbeitung geeignet. 2) Das Unterbewusste liegt unterhalb der variablen Wahrnehmungsschwelle. 3) Das Automatisierte gelingt nach Training beliebig oft ohne die Bewusstseinsbeteiligung hinsichtlich seiner einzelnen Elemente. 4) Das Verdrängte bezeichnet bei Freud das System des U., das auf aktivem »Fernhalten vom Bewusstsein« beruht. Oft wird der Begriff des U. in dieser Bedeutung verwendet. 5) Im Traumerleben ist Psychisches, außer bei seltenen »luziden« Träumen, nur nach dem Erwachen bewusstseinsfähig. 6) C. G. Jung unterscheidet das persönliche U. im Sinne vom Bewusstsein ausgeschlossener (vergessener oder absichtlich ausgeblendeter) Inhalte der persönlichen Biographie und das kollektive U., das ähnlich wie das familiäre U. von L. Szondi ererbter, unbemerkter und außerpersönlicher Gemeinbesitz (Archetypen) ist. 7) Das intuitiv Erahnte wird von F. Nietzsche als Unkenntnis beschrieben, die aber schon untergründige Anhaltspunkte enthält. 8) Propterpsych. oder nebenpsych. Ausblendungen von Nebensächlichkeiten geschehen bei Höchstkonzentration. 9) Unter veränderten Bewusstseinszuständen werden süchtige, hypnoide, meditative, todesnahe, aber auch »Gipfel«-Zustände (z. B. religiöse Ekstasen) zusammengefasst, die außerhalb bewusster Vergegenwärtigung stehen. 10) Gestörte Bewusstseinszustände stellen Somnambulismus, Black- und Red-out (Bewusstseinsunterbrechungen bei Schock) beziehungsweise Absencen (reaktive Bewusstlosigkeit) dar. (Bewusstsein)
 
Literatur:
 
A. C. MacIntyre: Das U. (a. d. Engl., 1968);
 W. Toman: Tiefenpsychologie (1978);
 E. Neumann: Ursprungsgesch. des Bewußtseins (Neuausg. 41984);
 H. Benesch: Verlust der Tiefe (1991);
 
Grundl. der Psychologie, hg. v. D. Krech u. a. (a. d. Amerikan., 1992);
 H. F. Ellenberger: Die Entdeckung des U. (a. d. Amerikan., Zürich 21996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Unbewusstes und Überbewusstes
 

Universal-Lexikon. 2012.