Villard de Honnecourt
[vi'laːrdəɔn'kuːr], Wilạrs de Honecọrt, Ulạrdus de Hunecọrt, französischer Baumeister des 13. Jahrhunderts aus Honnecourt-sur-Escaut (bei Cambrai). Von ihm stammt das einzige aus dem Mittelalter erhalten gebliebene Bauhüttenbuch (um 1235; Paris, Bibliothèque Nationale de France; 33 Blätter erhalten), eine im Lauf vieler Jahre auch auf Reisen durch Frankreich, Deutschland und Ungarn zusammengetragene Mustersammlung von Zeichnungen zur Baukunst (u. a. Grund- und Aufrisse von Chören und Türmen, Maßwerk von Fenstern und Fensterrosen, auch Baumaschinen), zur Zimmermannskunst (z. B. verschiedene Konstruktionsmöglichkeiten von Dachstühlen), zur Bildhauerei (Portalfiguren, Evangelienpult, Chorgestühl u. a.) und weiteren Zeichnungen von Menschen und Tieren sowie Versuchen, diese in geometrische Systeme einzupassen. Dieses Bauhüttenbuch zeigt, dass eine mittelalterliche Bauhütte nicht nur ein organisatorischer Zusammenschluss von Steinmetzen an einem Bau war, sondern dass ihr Entwurf und Ausführung der Gesamtkonzeption einer Kathedrale sowie deren Ausstattung als künstlerisches Ganzes oblagen.
H. R. Hahnloser: V. de H. Krit. Gesamtausg. des Bauhüttenbuches ms. fr 19093 der Pariser Nationalbibliothek (Graz 21972);
R. Bechmann: V. de H. La pensée technique au XIIIe siècle et sa communication (Neuausg. Paris 1993).
Universal-Lexikon. 2012.