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Bauhütte
Bau|hüt|te 〈f. 19
1. 〈im MA〉 Vereinigung der an einem Kirchenbau arbeitenden Steinmetzen mit bestimmten Regeln, Vorschriften, Bräuchen
2. 〈heute〉 Aufenthaltsraum u. Werkzeugschuppen der Arbeiter an einem Bau

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Bau|hüt|te, die:
1. Hütte für die Bauarbeiter.
2. [mittelalterliche] Vereinigung der Steinmetzen u. Bildhauer beim Kirchenbau.

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Bauhütte,
 
mittelalterliche Werkstattverband der an einem Kirchenbau arbeitenden Bauleute, besonders der Steinmetze und Maurer, auch der Werkleute der Klöster, eine straff organisierte Brüderschaft, die seit dem 12. Jahrhundert einen starken Aufschwung nahm. Die Bauhütte sollte die Einheitlichkeit von Architektur und Plastik im Entwurf und in der Ausführung gewährleisten. Die Bauhüttenangehörigen waren im Gegensatz zu den Zunftangehörigen frei von allen bürgerlichen Verpflichtungen gegenüber der Gemeinde, dafür jedoch an eine Hüttenordnung gebunden. An der Spitze einer Bauhütte stand der Hüttenmeister, auch Baumeister, den der Parlier vertrat, der als Obermeister auch Gerichtsherr und Sprecher war. Dazu kamen die Gesellen und Lehrlinge. In Bauhüttenbüchern wurden Baupläne, typisierte Figuren, Ornamente, technische Geräte u. ä. festgehalten. Bedeutend ist v. a. das Bauhüttenbuch des Villard de Honnecourt. Nach deutschem Vorbild entstanden Bauhütten in anderen Ländern, u. a. in England.
 
Im Heiligen Römischen Reich wurde auf der Hüttentagung in Regensburg 1459 unter Führung der Straßburger Bauhütte von den Bauhütten in Wien, Zürich und Köln ein Reorganisationsversuch unternommen; er galt der Rechtsstellung der Bauhütten, ihrer inneren Verfassung und dem Werkgeheimnis. Die neue Ordnung konnte den Verfall der Bauhütten aber nicht aufhalten. Seit dem 16. Jahrhundert nahmen die Brüderschaften den Charakter von Zünften an. Förmlich aufgelöst wurden die Bauhütten erst durch den Reichsabschied von 1731; ihre Bräuche und Sinnbilder übernahmen zum Teil (nach 1782) die Freimaurer.
 
Literatur:
 
J. Schauberg: Allg. äußere und innere Gesch. der B. (Schaffhausen 1863, Nachdr. 1974);
 A. Grote: Der vollkommen Architectus. Baumeister u. Baubetrieb bis zum Anfang der Neuzeit (1959);
 P. Du Colombier: Les chantiers des cathédrales. Ouvriers, architectes, sculpteurs (Neuaufl. Paris 1973);
 G. Binding u. N. Nussbaum: Der mittelalterl. Baubetrieb nördlich der Alpen in zeitgenöss. Darstellungen (1978).

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Bau|hüt|te, die: 1. Hütte für die Bauarbeiter. 2. mittelalterliche Vereinigung der Steinmetzen u. Bildhauer beim Kirchenbau: In den mittelalterlichen -n waren die Arbeiten an den großen Kathedralen des 13. bis 15. Jahrhunderts kollektiv organisiert ( 47, 1985, 59).

Universal-Lexikon. 2012.