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Tabes dorsalis
Tabes dorsalis
 
[zu lateinisch dorsum »Rücken«] die, - -, volkstümliche Bezeichnung Rückenmarkschwindsucht, besondere Erscheinungsform der Syphilis im Spätstadium mit fortschreitender entzündlicher Degeneration der Hinterstränge des Rückenmarks und der Wurzeln der Rückenmarknerven. Der Krankheitsbeginn liegt meist 8-20 Jahre nach der Primärinfektion.
 
Zu den Krankheitszeichen gehören: 1) Verminderung der Muskelspannung (Muskelhypotonie beziehungsweise -atonie), v. a. der Beinmuskulatur, mit nachfolgender Überstreckbarkeit der Gelenke. 2) Minderung oder Aufhebung des Vibrations-, Lage- und Bewegungsempfindens. 3) Störungen der Oberflächensensibilität, verzögerte Schmerzleitung oder besonders charakteristisch als plötzlich einschießende Schmerzen in wechselnden Regionen. Mitunter treten attackenartig heftige Schmerzanfälle an inneren Organen (z. B. kolikartige Magenschmerzen als gastrische Krisen) auf. 4) Häufig kommt es auch zu Hirnnervenstörungen mit reflektorischer Pupillenstarre oder zur Optikusatrophie, die zu einem fortschreitenden Sehverlust in wenigen Jahren führen kann.
 
Zur Beurteilung der Notwendigkeit einer Behandlung muss die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit untersucht werden. Bei entsprechenden Veränderungen sind ausreichend lange und hoch dosierte Penicillingaben erforderlich. Behandlungsziel bei allen Spätformen der Syphilis ist die Sanierung der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit.

Universal-Lexikon. 2012.