kostümgeschichtliche Epochenbezeichnung für die vom spanischen Hof ausgehende Mode des 16. Jahrhunderts, die in Ansätzen bereits in der ersten, entscheidend in der zweiten Jahrhunderthälfte den Kleidungsstil der europäischen Höfe und städtische Oberschichten prägte. Die Vermittlung der spanischen Mode erfolgte seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert über Italien. Schwarz wurde zur bevorzugten Farbe; unter der Bezeichnung »spanische Kappe« kamen kurze schwarze Mantelumhänge auf. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts hatten sich als spanische Kostümformen durchgesetzt: bei Frauen und Männern hochgeschlossene Oberteile mit Stehkragen, Schulterwülsten, kurzen Schößen und langen, engen Ärmeln, unter denen vom darunter getragenen Hemd nur noch Halskrause und Ärmelrüschen sichtbar blieben, beim Mann eng an den Beinen anliegende Strümpfe und kurze, oft ausgepolsterte Oberschenkelhosen (»Heerpauke«). Bodenlange, die Füße bedeckende Frauenröcke erhielten ihre kegelförmigen Silhouetten durch versteifende Einlagen aus Fischbein oder Filz. Neben das in der ersten Jahrhunderthälfte fast ausnahmslos getragene Barett trat für beide Geschlechter erneut der Hut.
J. Zander-Seidel: Textiler Hausrat (1990).
Universal-Lexikon. 2012.