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Sofortbildfotografie
Sofortbildfotografie,
 
Bezeichnung für Verfahren, bei denen sofort nach der Aufnahme durch einen in den fotografischen Schichten ablaufenden Chemismus ein fertiges positives Bild (als Unikat) entsteht. Nach langwierigen Patentauseinandersetzungen sind seit 1986 nur noch die auf E. H. Land und Mitarbeiter zurückgehenden Polaroid-Verfahren (Polaroid Corp., Cambridge, Massachusetts) auf dem Markt.
 
Die Schwarzweißsofortbildfotografie nutzt das auf der Silbersalzdiffusion beruhende Silbersalz-Diffusionsverfahren. Das belichtete Negativ läuft beim Verlassen der Kamera mit einem Übertragungspapier über ein Walzenpaar, das einen dickflüssigen Fixierentwickler zwischen die Schichten presst. Dadurch wird ein Negativ entwickelt, das unbelichtet gebliebene restliche Silberhalogenid diffundiert dagegen in die silberkeimhaltige Schicht des Übertragungspapiers, wo es die Schwärzen des positiven Bildes aufbaut. 1947 stellte Land dieses Verfahren zusammen mit einer »Einminutenkamera« auf der Jahresversammlung der Optical Society of America vor (heute Entwicklungszeiten von wenigen Sekunden).
 
Für die Farbsofortbildfotografie entwickelten Land und H. G. Rogers ein Farbdiffusionsverfahren, bei dem den für die Grundfarben Blau, Grün und Rot sensibilisierten Aufnahmeschichten weitere Schichten benachbart sind, die spezielle Farbstoff-Entwickler-Moleküle enthalten. Durch Einpressen einer Entwickleraktivierungspaste werden diese freigesetzt; einerseits diffundieren sie in die Negativschichten und werden dort von den belichteten Silberhalogenidkörnern gebunden, andererseits wandern sie in die Farbempfängerschicht und bauen hier das positive Bild auf. Neben diesen in der Folge als Trennbildverfahren bezeichneten Prozeduren, bei denen ein Negativ als »Abfall« anfällt, wurden ab 1972 Integralverfahren erarbeitet, bei denen das Negativ, unter einer Titandioxidschicht als weißem Positivuntergrund verborgen, Bestandteil des fertigen Bildes bleibt (SX-70-Verfahren, Image-Film). Allerdings verbleiben die Entwicklungschemikalien und -produkte, besonders die hautätzende Entwicklerpaste, im Bilduntergrund (solche Bilder dürfen keinesfalls beschnitten oder zerrissen werden). Da die Aufnahmen auf Image-Film (Integralverfahren) bereits in der Bildempfangsschicht (auf der Oberseite des fertigen Fotos) als seitenrichtiges Positiv sichtbar sein müssen, sind spezielle Kameras mit eingebauten Umlenkspiegeln erforderlich. Nach dem Trennbildverfahren kann die Sofortbildfotografie prinzipiell mit einer normalen Kamera realisiert werden. Dort erzeugt das Objektiv ein seitenverkehrtes, auf dem Kopf stehendes Bild (Negativ in den Silberhalogenidschichten), das dann auf dem vom Negativ getrennten Positiv seitenrichtig sichtbar wird. Neben dem eigentlichen Entwicklungschemismus läuft in den Schichten eine Vielzahl von chemischen Vorgängen ab, die die Bildentstehung steuern. In den 23 mikroskopisch dünnen Schichten der verbesserten Image-Film-Version (1991) beträgt die Gesamtzahl der chemischen Prozesse etwa 5 000, wobei u. a. die Korngröße kontrolliert wird, sodass sie für eine Empfindlichkeit von ISO 600/28,5º nur noch ein Drittel der bisherigen Größe beträgt. Polaroid-Materialien werden als Pack-, Plan- und Rollfilme konfektioniert, sowohl für spezielle Kameras als auch für an großformatige Fachkameras ansetzbare Kassetten.
 
Als transparente Sofortbildmaterialien stellte Polaroid 1977 ein Super-8-Schmalfilmsystem (»Polavision«) und 1982 Kleinbild-Diapositivfilme (»Polachrome 35«) vor. Beide Systeme arbeiten mit dem Silbersalz-Diffusionsverfahren (schwarzweiß). Für die Farbgebung griff man auf das additive Linienrasterverfahren der älteren Farbfotografie zurück (Polachrome-Film enthält zwischen Träger und Aufnahmeschichten eine Rasterschicht mit roten, grünen und blauen Streifen in 394 Dreiergruppen/cm). Über industrielle Anwendungen hinaus haben diese Systeme keine weitere Verbreitung erlangt.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Sofortbildfotografie: Polaroid-Verfahren ermöglicht Bilder ohne Zeitverzug
 

Universal-Lexikon. 2012.