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Puranas
Puranas
 
[Sanskrit »alte Erzählungen«], Singular Purana das, -s, eine Gruppe von anonymen Sanskrittexten der religiösen hinduistischen Literatur. Früheste Erwähnungen finden sich in den altindischen Rechtsbüchern, so im »Apastamba-Dharmasutra« (spätestens 4.-5. Jahrhundert n. Chr.). Die heute vorliegenden Werke dieser Art sind jedoch das Ergebnis einer sich über Jahrhunderte erstreckenden Tätigkeit verschiedener Bearbeiter.
 
Es gibt drei Gruppen von Puranas: 1) Mahapuranas (»Große Puranas«); die Tradition überliefert 18 von ihnen: Brahma, Padma, Vishnu, Shiva, Bhagavata, Narada, Markandeya, Agni, Bhavishya, Brahmavaivarta, Linga, Varaha, Skanda, Vamana, Kurma, Matsya, Garuda, Brahmana-Purana; 2) Upapuranas (»Neben-P.«). Diese weniger angesehenen Puranas sind inhaltlich den Mahapuranas ähnlich, ihre Namen und ihre Zahl sind nicht einheitlich überliefert; 3) lokale Puranas (z. B. Sthalapuranas), nur in einzelnen Gebieten Indiens bekannt.
 
Jedes Purana soll gemäß der indischen Überlieferung fünf Gegenstände behandeln: 1) Schöpfung (sarga), 2) Neuschöpfung (pratisarga, d. h. Schöpfung und Vernichtung der Welten in bestimmten Perioden), 3) Genealogie von Göttern und Weisen (vamsha), 4) Manu-Zeiträume (mamvantarani, d. h. die Beschreibung jener Perioden, in denen ein Manu oder Urvater der Menschen auftritt), 5) Geschichte der Königsgeschlechter (vamshanucarita). Von diesen Merkmalen weichen die einzelnen Puranas jedoch mehr oder weniger ab.
 
Literatur:
 
W. Kirfel: Die Kosmographie der Inder (1920, Nachdr. 1967);
 W. Kirfel: Das Purāṇa Pañčalaksaṇa. Versuch einer Textgesch. (1927);
 W. Kirfel: Das Purāṇa vom Weltgebäude (Bhuvanavinyāsa). Die kosmograph. Traktate der Purāṇa's (1954);
 Die P., in: K. Mylius: Gesch. der altind. Lit. (Bern 1988).

Universal-Lexikon. 2012.