Polbewegung,
Pol|schwankung, durch ständige Verlagerung der Rotationsachse der Erde bedingte, teils periodische, teils irreguläre Wanderung der Erdpole. Mit der Polbewegung verbunden ist eine ständige Veränderung der geographischen Länge und Breite (Breitenschwankung) sowie der Grundebene des Äquatorsystems (astronomische Koordinaten). Ursachen sind u. a. jahreszeitliche Massenverlagerungen auf der Erdoberfläche und Resonanzeffekte sowie Verlagerungen im Erdkörper (durch Erdbeben und Vulkanausbrüche). Die wesentlichen Komponenten der Polbewegung sind zwei Oszillationen mit Perioden von 14 Monaten (Chandler-Periode) und 12 Monaten, deren Addition dazu führt, dass sich die Pole spiralig von einer mittleren Position entfernen, diese umrunden (der Nordpol gegen den Uhrzeigersinn) und sich ihr wieder nähern, mit einer Gesamtperiode von etwa 6,5 Jahren. Der größte, 1952 registrierte Abstand zwischen mittlerer Position und aktuellem Pol betrug 12 Meter (0,37''); der größte mittlere Abstand während der 6,5-jährigen Perioden beträgt etwa 8 Meter (0,25''). Die der Weltzeit (UT) zugrunde liegenden astronomischen Beobachtungen müssen auf die Polbewegung korrigiert werden.
Die Polbewegung wurde 1765 von L. Euler (eulersche Periode) postuliert und 1884/85 von K. F. Küstner anhand der Polhöhenschwankung (Polhöhe) entdeckt. C. S. Chandler fand durch Analyse der Daten die beiden Perioden. Seit der Jahrhundertwende wird die Polbewegung von fünf genau auf 39º8' nördliche Breite liegenden Observatorien aus verfolgt (IPMS, Abkürzung für International Polar Motion Service, Internationaler Polschwankungsdienst, bis 1962 »Internationaler Breitendienst«). - Von der Polbewegung zu unterscheiden ist die Polwanderung. (Zenitteleskop)
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Plattentektonik: Geophysikalische und klimatische Auswirkungen
Universal-Lexikon. 2012.