Netscape,
von dem Informatiker Marc Andreesen (*1971) und dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von Silicon Graphics, Jim Clark (*1944), 1994 gegründetes Unternehmen, das mit dem Netscape Navigator den ersten kommerziell erfolgreichen Web-Browser vorstellte.
Andreesen verbesserte den von ihm am NCSA entwickelten ersten Web-Browser Mosaic. Als im Oktober 1994 die erste Beta-Version dieses Browsers zum Download ins Netz gestellt wurde, schuf Netscape damit einen De-facto-Standard und errang innerhalb kürzester Zeit fast eine Monopolstellung im Netz. Nach dem rasanten Erfolg ging Netscape im August 1995 an die Börse. Innerhalb des ersten Handelstags stieg der Börsenwert des Unternehmens auf über zwei Milliarden US-$.
Mitte 1996 sahen Analysten für Netscape bereits eine Stellung im Internet voraus, wie Microsoft sie im PC-Markt hat. Doch dazu sollte es nicht kommen: Microsoft hatte kurz vor dem Börsengang angeboten, 20% von Netscape zu übernehmen und dafür im Gegenzug Informationen über das neue Betriebssystem Windows 95 zur Verfügung zu stellen; Netscape war auf dieses Angebot aber nicht eingegangen. Daraufhin forcierte Microsoft die Entwicklung des eigenen Web-Browsers Internet Explorer. Der sich daraufhin entwickelnde Kampf um die Marktanteile wurde auch als Browser-Krieg bezeichnet.
Das Geschäftsmodell von Netscape sah vor, den Navigator kostenlos abzugeben und auf diese Weise die Marktmacht zu festigen. Der Hauptumsatz sollte durch die Webserver erwirtschaftet werden. Doch dieses Modell ging nicht auf. Der Marktanteil des Netscape-Browsers fiel von ca. 75 % 1996 auf unter 10 % (1999). Auch neue Versionen des Browsers haben den Marktanteil nicht mehr stabilisieren, geschweige denn erhöhen können. Das Unternehmen musste mehrere Quartale hintereinander Verluste verbuchen und wurde im Frühjahr 1999 im Zuge eines Aktientauschs von AOL übernommen. Das Übernahmevolumen lag je nach zugrunde gelegtem Kurs zwischen 4,2 und 10 Milliarden US-$.
Dabei scheint es AOL aber weniger um die Kompetenz von Netscape als Browser-Hersteller gegangen zu sein (tatsächlich hat Netscape angekündigt, nach der Version Netscape 6.1 keinen Browser mehr zu produzieren), sondern darum, durch Netscape an möglichst viele Kunden zu kommen. Im Sommer 2001 kündigte AOL an, Netscape solle sich künftig als Medienportal im Internet etablieren.
Nach der Übernahme blieb Andreesen zunächst bei AOL, schied dann aber aus und ist seither auf dem Gebiet der Application Service Provider (ASP) tätig. Clark gründete nach seinem Ausscheiden ein neues Unternehmen namens Shutterfly, das an der Entwicklung von besseren Abzügen digitaler Bilder arbeitete.
Universal-Lexikon. 2012.