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Milzbrandbakterien
Milzbrandbakterien,
 
Milzbrandbazillen, Milzbranderreger, Ạnthrax-Bakterien, Bacịllus anthracis, zur Bakteriengattung Bacillus gehörende Bakterienart, von Robert Koch entdeckt und 1876 als Erreger des Milzbrandes beschrieben. Milzbrandbakterien sind grampositive unbegeißelte Stäbchen, die von einer Glutaminsäurekapsel umgeben sind. Zur Überdauerung ungünstiger Lebensbedingungen können sie hitzeresistente Endosporen ausbilden, die im Erdboden jahrzehntelang lebensfähig bleiben. Die Bakterien gelangen mit den Ausscheidungen kranker Tiere oder mit ihren Kadavern in den Erdboden und bilden dann außerhalb des Tierkörpers Sporen, die vom Boden aus gesunde Tiere infizieren können. Das Infektionsspektrum des Milzbranderregers umfasst alle warmblütigen Tierarten sowie den Menschen. Die Erkrankung tritt in Europa nur sporadisch auf.
 
Da Milzbrandsporen lange Zeiträume infektiös bleiben und bestimmte Formen zu den gefährlichsten Krankheitserregern überhaupt zählen, wurde bereits im Zweiten Weltkrieg an der Entwicklung stabiler Milzbrandbakterienstämme für die biologische Kriegführung gearbeitet. Nach Kriegsende setzten einige Staaten diese Aktivitäten ungeachtet des Verbots biologischer Waffen fort. Es wurden sowohl flüssige als auch mit Zusätzen stabilisierte pulverförmige Agenzien entwickelt, die in der Luft zerstäubt werden. Wegen der unübersehbaren Folgen auch für diejenige Seite, die den Erreger im Kriegsfall einsetzt, ist es bisher trotz verschiedener Androhungen zu keinem nachweisbaren Einsatz gekommen.
 
Wurden 1998 in den USA bereits 37 Fälle von Milzbrandandrohungen registriert, so terrorisierten im Herbst 2001 noch unbekannte Täter das Land mit Milzbrandanschlägen, die mehrere Todesopfer forderten. Die Täter hatten die Erreger in pulverisierter Form mit der Post verschickt und u. a. die zeitweise Räumung von Regierungs- und Parlamentsgebäuden in Washington erzwungen.

Universal-Lexikon. 2012.