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Lob und Tadel
Lob und Tadel,
 
Die Wirkung von Lob und Tadel als soziale Bestätigung beziehungsweise Nichtbestätigung eines Erfolgs oder Misserfolgs sowie als Verstärkungsmittel eines auf Verhaltensänderung abzielenden Lernprozesses hat schon früh das psychologische Forschungsinteresse angeregt (A. Binet).
 
Aufgrund vielfältiger, oft widersprüchlicher Untersuchungsergebnisse kann die Frage nach der Effizienz (Wirksamkeit) von Lob und Tadel nicht generell beantwortet werden; es lassen sich aber bestimmte Tendenzen feststellen: Lob übt einen starken Einfluss auf das Leistungsverhalten aus und ist somit ein eindeutiger Verstärker. Häufiger Tadel, z. B. von störendem Verhalten, hat auf lange Sicht meist ein Ansteigen des getadelten Verhaltens zur Folge. Introvertierte Menschen können mehr durch Lob als durch Tadel motiviert werden, während Extravertierte eher auf Tadel als auf Lob »ansprechen«. Tadel kann unter Umständen allerdings auch die von einem Schüler erwünschte Form der Zuwendung (Bestrafung als paradoxe Verstärkung) sein, etwa um die Aufmerksamkeit des Lehrers auf sich zu lenken oder sich der Anerkennung der Mitschüler zu versichern.
 
Erfolgt Lob und Tadel unmittelbar auf erwünschtes beziehungsweise unerwünschtes Verhalten, ist dies ein relativ zuverlässiges Mittel, schulisches Verhalten und schulische Leistungen positiv zu verändern. Sie sollten jedoch nicht routinemäßig erfolgen, sondern anhand von Verstärkungsplänen systematisch eingesetzt werden. Diese Verstärkungspläne müssen die individuellen Unterschiede zwischen den Schülern und unter Umständen auch die Vor- und Nachteile bestimmter Bestrafungsformen (etwa der Verabreichung aversiver Reize, Aversion) mitberücksichtigen. - Lohn und Strafe.

Universal-Lexikon. 2012.