Konrad von Wụ̈rzburg,
mittelhochdeutscher Dichter, * Würzburg um 1230, ✝ Basel 1287. Konrad war der vielseitigste mittelhochdeutsche Dichter des 13. Jahrhunderts Er war bürgerlicher Abkunft, lebte in Basel und Straßburg und schrieb für Auftraggeber aus Adel, Patriziat und hoher Geistlichkeit (alle urkundlich belegt). Das Ethos seiner Werke ist an den alten höfischen Ritteridealen orientiert. Konrads Schaffen umfasst sowohl Lyrik (Minnelieder, Spruchstrophen, Leichs) als auch Novellen, Legenden und Großepen. Er greift Themen aus den verschiedensten Stoff- und Gattungstraditionen auf: Überliefert sind die Versnovellen »Herzmaere«, »Heinrich von Kempten« (oder »Otte mit dem Barte«), »Der Schwanritter« und »Der Welt Lohn«, die in schlichtem Stil gehaltenen Legenden »Silvester«, »Alexius« und »Pantaleon«, weiter der in manieristischem, geblümtem Stil geschriebene, im Spätmittelalter besonders geschätzte Marienpreis »Die goldene Schmiede«, die strophische Allegorie »Klage der Kunst« und »Das Turnier von Nantes«, welches Konrads Vorliebe für Wappenschilderungen zeigt. Sein Freundschaftsroman »Engelhard« und der Feen- und Ritterroman »Partonopier und Meliur« (über 21 000 Verse) führen zu seinem Alterswerk hin, dem imposanten, bei 40 000 Versen unvollendet hinterlassenen »Trojanerkrieg«. In der Überlieferung wurden ihm u. a. auch Schwänke wie die obszöne »Halbe Birn« oder »Frau Metze« (des Armen Konrad, 2. Hälfte 14. Jahrhundert) zugeschrieben. - Konrads Werk ist geprägt von stilistischer Vielseitigkeit und Gewandtheit sowie durch v. a. an Gottfried von Strassburg geschulter sprachlicher Meisterschaft und virtuoser Handhabung der formalen Mittel.
Ausgaben: Der Trojanische Krieg, herausgegeben von A. von Keller (1858, Nachdruck 1965); Partonopier und Meliur, herausgegeben von K. Bartsch (1871, Nachdruck 1970); Die Legenden, herausgegeben von P. Gereke, 3 Bände (1925-27); Die goldene Schmiede, herausgegeben von E. Schröder (21969); Kleinere Dichtungen, herausgegeben von demselben, 4 Bände (4-101970-74); Pantaleon, herausgegeben von W. Woesler (21974); Engelhard, herausgegeben von I. Reiffenstein (31982).
R. Brandt: K. v. W. (1987).
Universal-Lexikon. 2012.