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Daseinsanalyse
Daseins|analyse,
 
1) Philosophie: in M. Heideggers Fundamentalontologie (»Sein und Zeit«) der Einsatzpunkt der Frage nach dem Sinn von Sein insofern, als Analyse des Daseins die Aufhellung des Seienden unternimmt.
 
 2) Psychologie: von L. Binswanger entwickelte tiefenpsychologische Konzeption, die an die Philosophie G. W. F. Hegels, E. Husserls und W. Diltheys anknüpft, v. a. aber von der Fundamentalontologie M. Heideggers ausgeht. Ihr Ansatz ist primär phänomenologisch-philosophisch orientiert, und zwar insofern, als sie von einem apriorisch entworfenen Verstehenshorizont her den hinter Symptomen verborgenen Vollzug (Geschehen) in den Blick zu bringen sucht, in dem es dem menschlichen Dasein in seinem Sein wesenhaft um sich selbst geht (Daseinsvollzug). In der Anwendung seiner Konzeption auf die Psychiatrie rückt bei Binswanger nicht nur der Krankheitsverlauf einschließlich seiner Symptome, sondern der gesamte bisherige Daseinsvollzug als Feld der Entstehung von Krankheitserscheinungen in den Blickpunkt, die als Weisen eines gestörten Daseinsvollzugs interpretiert werden. Formen dieses »missglückten« Daseins sind: Verstiegenheit, Verschrobenheit, Manieriertheit u. a., hinter denen die Angst steht, mit dem Dasein nicht fertig zu werden.
 
Literatur:
 
L. Binswanger: Drei Formen mißglückten Daseins (1956);
 L. Binswanger: Grundformen u. Erkenntnis menschl. Daseins (51973).

Universal-Lexikon. 2012.