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Realkristall
Re|al|kris|tall: Kristall.

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Realkristall,
 
Kristallographie: jeder wirkliche, natürlich oder künstlich hergestellte Kristall. Beim gewöhnlichen Kristallwachstum sind äußere Einflüsse chemischer (Reinheit) und energetischer Art (Temperatur- und Druckschwankungen) unvermeidbar, sodass sich nicht ein chemisch und geometrisch fehlerfreier Idealkristall ausbildet, sondern ein im Wachstum und in der Kristallstruktur gestörter Realkristall. Kristalleigenschaften wie Verformbarkeit (Elastizität), elektrische und Wärmeleitfähigkeit, Diffusionseigenschaften, chemische Reaktionsfähigkeit und Färbung werden durch entsprechende Fehlordnungen und Gitterbaufehler unterschiedlich stark beeinflusst; als gegen diese weitgehend störungsunempfindlich gelten hingegen Dichte, Energiegehalt und Wärmeausdehnung.
 
Die verschiedenen Fehlordnungen lassen sich nach der Größe der Störbereiche unterscheiden. Makroskopische Defekte sind Störungen der Periodizität der Gitterstruktur eines Kristalls. Solche Fehler werden makroskopisch sichtbar z. B. als Vizinalflächen, Flächenparkettierungen, Wachstumsspiralen, Haarrisse, Sprünge oder Einschlüsse von Fremdpartikeln. Im weiteren Sinn gehören zu den makroskopischen Defekten auch bereits die Kristalloberflächen, die zu entsprechenden Oberflächeneffekten führen. Die Zusammensetzung eines Realkristalls aus mikroskopisch kleinen Kristalliten, die um jeweils geringe Winkelbeträge gegeneinander verdreht sind, wird als Mosaikstruktur bezeichnet. Verzweigungsstrukturen treten als Strukturen mit relativ regelmäßig angeordneten Kleinwinkelkorngrenzen auf.
 
Zusätzlich kommt es zu dynamischen Fehlern, die auf den Wechselwirkungen der Atome beziehungsweise Ionen und der Elektronen im Kristall beruhen und sich in dessen Elementaranregungen niederschlagen, z. B. die Deformation des Gitters durch Gitterschwingungen.

Universal-Lexikon. 2012.