Fließ|gleich|ge|wicht: svw. stationärer Zustand.
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Fließgleichgewicht,
englisch Steadystate ['stedɪ- steɪt], von L. von Bertalanffy geprägte Bezeichnung für den stationären Gleichgewichtszustand offener Systeme, z. B. offener Reaktionssysteme der technischen Chemie oder zahlreicher dissipativer Strukturen. Während geschlossene Systeme einem Gleichgewichtszustand zustreben müssen, der nach dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik als Zustand maximaler Entropie bestimmt ist, können offene Systeme in ein Fließgleichgewicht übergehen, worin sich das System trotz ständiger und veränderlicher Stoff-, Energie- und Entropiezufuhr und -abfuhr auch bei veränderlichen Außenbedingungen und trotz Ablaufes irreversibler Prozesse in einem Zustand hoher Ordnung erhält: Die makroskopischen Zustandsgrößen bleiben zeitlich konstant, obgleich die mikroskopischen Prozesse der Aufnahme und Abgabe von Materie und Energie weiterlaufen.
Durch Fließgleichgewichte sind besonders biologische Systeme auf nahezu allen Organisationsebenen gekennzeichnet. Auf molekularer Ebene stellen sich biochemische Fließgleichgewichte bei den biochemischen Reaktionsketten der Stoffwechselwege ein. Diese wiederum werden durch zelluläre Fließgleichgewichte gesteuert, die sich durch Transportvorgänge an den Zellmembranen und den Membranen der Zellkompartimente ausbilden.
Universal-Lexikon. 2012.