So|li|fluk|ti|on 〈f. 20〉 Bodenfließen, durch wechselndes Gefrieren u. Abtauen der über einem Frostboden liegenden Bodenschichten werden diese mit Wasser durchtränkt u. in ihrer Struktur verlagert [<lat. solidus „echt, gediegen, haltbar“ + fluctuatio „das Schwanken, Wogen“]
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Solifluktion
[zu lateinisch solum »Grund«, »Sohle«, »Boden« und fluctio »das Fließen«] die, -/-en, Bodenfließen, Erdfließen, Geomorphologie: in periglazialen Gebieten (in polaren, subpolaren und Hochgebirgsregionen) anzutreffende Erscheinungen der Bodenbewegungen, verbunden mit Umlagerung und Fließbewegung von Bodenteilchen (Fließerde) infolge Schwerkraftwirkung, bewirkt durch das tages- oder jahreszeitliche Auftauen und Wiedergefrieren des Bodens. Auf ebenem oder kaum geneigtem Gelände (unter 2º Neigung) findet eine Bodenumlagerung am Ort statt; zu den Formen dieser Mikrosolifluktion (Kryoturbation) gehören Texturböden (bei gleichkörnigem Bodenmaterial) und Strukturböden (bei ungleichkörnigem Bodenmaterial). Bei einer Hangneigung von über 2º beginnt der Boden zu fließen (Makrosolifluktion): Es bilden sich Fließerden (Streifenböden, Wanderschutt), Schlamm-, Schuttströme, Blockmeere u. a. Bei vorhandener Vegetationsdecke wird die Wirkung der Solifluktion gebremst, unter Zerreißen der Grasnarbe (Rasenabschälung) entstehen Girlandenböden, Fließerdeterrassen und -wülste. Bei der durch Solifluktion bewirkten Abtragung (Kryoplanation) bilden sich u. a. Glatthänge, Abrissnischen, Dellen, asymmetrische Täler. In polaren und subpolaren Gebieten, wo der jahreszeitliche Frostwechsel in größere Tiefen reicht, spricht man von Jahreszeitensolifluktion; Tageszeitensolifluktion tritt in tropischen und subtropischen Hochgebirgen auf, wo tageszeitlicher Frostwechsel vorherrscht, der nur die oberste Bodenschicht erfasst.
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Universal-Lexikon. 2012.