Kodex: Ein Kodex war ursprünglich eine Buchform, die spätestens im 4./5. Jahrhundert die bis dahin übliche Form der Buchrolle verdrängte. Ein Kodex bestand einst aus mehreren mit Wachs bestrichenen Schreibtafeln oder Elfenbeinplättchen, die durch Ringe zusammengehalten wurden. Seit dem 1. Jahrhundert verwendete man auch Papyrus- und Pergamentblätter, die gefaltet und mit einer Schnur zusammengebunden waren. Das lateinische Wort codex, in einer älteren Form auch caudex (wohl zu caedere „fällen, schlagen“), bezeichnete ursprünglich zu Schreibtafeln gespaltenes Holz bzw. das daraus zusammengebundene Buch. Später wurde es dann allgemein für ein Verzeichnis oder Schriftwerk verwendet. Erste Hinweise auf Kodizes finden sich in den Epigrammen des römischen Dichters Martial (um 40 - ca. 102). Die frühen Christen verwendeten seit dem späten 3. Jahrhundert Kodizes für Bibelabschriften. Viele mittelalterliche Handschriften wurden zu Kodizes zusammengefügt und oft mit reichgeschmückten Buchdeckeln versehen (daher der Begriff des Prachtkodex). Zu den bekanntesten dürfte der Anfang des 14. Jahrhunderts entstandene „Codex Manesse“ (die Manessische Liederhandschrift) zählen, die umfangreichste Sammlung mittelhochdeutscher Lied- und Spruchdichtung.
Seit dem 5. Jahrhundert tragen auch wichtige Gesetzessammlungen den Begriff Kodex im Titel, so der von dem oströmischen Kaiser Justinian (527-565) angelegte „Codex Justinianus“. In dieser Tradition steht die heutige Bedeutung von Kodex, „Gesamtheit der Regeln, die in einer Gesellschaft oder Gesellschaftsgruppe maßgebend sind“. In diesem Fall spricht man auch von Ehrenkodex oder Sittenkodex.
Universal-Lexikon. 2012.