Kanontafeln,
1) lateinische Liturgie: seit dem 16. Jahrhundert (meist drei) bei der Messfeier benutzte Tafeln mit gleich bleibenden Messgebeten; wurden als Gedächtnisstütze für den Zelebranten auf den Altar gelegt.
2) die Kanontafeln des Eusebios von Caesarea. Im Anschluss an eine inzwischen verloren gegangene Synopse des Ammonios von Alexandria (um 220) zerlegte Eusebios den Text der Evangelien zunächst in 1 162 Abschnitte, die er mit Zahlen versah. In einem zweiten Schritt legte er zehn Tabellen (griechisch »kanones«) an, in denen er die in zwei, drei und vier Evangelien gemeinsam überlieferten Abschnitte sowie die Überlieferungen jeweils eines einzigen Evangeliums zusammenstellte. Diese als Kanontafeln bezeichneten Zahlenkolonnen wurden im Mittelalter oft prächtig verziert. Die jeweiligen Kanonziffern waren in den Evangelienhandschriften jedem Abschnitt in roter Farbe beigegeben. Die Kanontafeln sind heute weitgehend durch die Synopsen verdrängt und die Kanonziffern durch die Einführung der Kapitel- und Verszählung überflüssig geworden.
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Ka|non|ta|feln <Pl.>: 1. reich ausgemalte Tafeln mit Abschnittsnummern u. Konkordanzen in Evangelienbüchern des Mittelalters. 2. (kath. Kirche) drei früher auf dem Altar aufgestellte Tafeln mit bestimmten unveränderlichen Texten aus der 1↑Messe (1).
Universal-Lexikon. 2012.